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9. August 2016

Eine weise und vorausschauende Entscheidung

collage 50 jahre azubiwerkstatt

Lauf an der Pegnitz gilt als Zentrum der deutschen Steatit-Industrie: Nirgendwo hierzulande gibt es mehr Unternehmen, die Technische Keramik produzieren. Es war der gebürtige Thüringer Oskar Sembach, der diese Entwicklung maßgeblich initiierte, als er 1904 in der fränkischen Kreisstadt die „Speckstein Steatit Gesellschaft m.b.H.“ gründete. Das mittelständische Familienunternehmen konnte im vergangenen Jahr sein 111-jähriges Bestehen feiern und hat auch 2016 wieder Grund zu einer Rückschau besonderer Art, existiert seine 1966 eröffnete Ausbildungswerkstatt doch bereits ein halbes Jahrhundert.

Auszubildende gibt es bei Sembach schon seit den 50er-Jahren. Über 260 junge Leute nahmen seit den Anfängen ihre gewerbliche Ausbildung bei der Firma auf, zunächst Werkzeugmacher, dann Mechaniker und Betriebsschlosser. Heute werden ausschließlich Industriemechaniker und (seit 2004) Maschinen- und Anlagenführer ausgebildet. Einst wurden zudem pro Jahr sechs bis sieben angehende Kaufleute eingestellt. Sembach kam in den Neunzigern jedoch davon ab, auch, weil man nicht ständig über Bedarf ausbilden, sondern dem Nachwuchs eine unmittelbare Perspektive im Betrieb geben wollte. Gleiches galt auch für den Beruf des technischen Zeichners, heute technischer Produktdesigner, welcher auch nur nach Bedarf ausgebildet wurde.

Einer, der ab dem 1. September 1968 als junger Auszubildender zum Werkzeugmacher die Anfänge der Sembach-Ausbildungswerkstatt selbst miterlebt hat, ist Walter Waitz. Deren Gründung sei „eine weise und vorausschauende Entscheidung“ gewesen, so der 62-jährige Leiter der Endkontrolle, der im August in Rente gehen wird: „Wo sonst hätte man seine Fachkräfte für die Zukunft herbekommen sollen?“ Im ersten Halbjahr habe man vorwiegend am Schraubstock gestanden und den Umgang mit der Feile von der Pike auf gelernt, im zweiten sei man an Werkzeugmaschinen unterwiesen worden. „Die Ausbildung im zweiten Halbjahr war bereits auf die Bedürfnisse der Firma abgestimmt“, erinnert sich Waitz: „Wir waren vielseitig beschäftigt und bereits für den gesamten Betrieb tätig.“

Im zweiten und dritten Lehrjahr wurde jeder Auszubildende einem so genannten „Lehrgesellen“ zur Seite gestellt, seinem persönlichen Ausbilder. Der damalige Acht-Stunden-Tag eines Lehrlings beinhaltete übrigens unter anderem auch den „Vesper-Holdienst“. „Und einmal im Monat wurde uns im Samstags-Werkunterricht das technische Zeichnen nahegebracht. Aber trotz allem, was nebenbei zu erledigen war: Ich glaube, es erinnert sich jeder gerne zurück“, ist sich Walter Waitz sicher.

Erlerntes wird gleich in die Praxis umgesetzt

Vieles, was seinerzeit mühsam in Handarbeit erledigt werden musste, übernehmen inzwischen hochwertige Maschinen, die man aber erst einmal bedienen können muss. Und hierzu bedarf es vielfältiger Kenntnisse, auch der zugehörigen Software. Ein angehender Industriemechaniker muss sich heute in Robotik ebenso auskennen wie in der Steuerungs- und Elektrotechnik. Im Zuge seiner Ausbildung durchläuft der Sembach-Firmennachwuchs im Regelfall zahlreiche Abteilungen, die Automation und Instandhaltung, den Werkzeugbau, die Produktion und Qualitätssicherung. Er sammelt hier schon reichlich praktische Erfahrung im Umgang mit technisch anspruchsvollen Maschinen und Anlagen.

Zunächst erlernen die Auszubildenden praktische Grundfertigkeiten wie Anreißen, Feilen, Messen, im späteren Verlauf der Ausbildung noch Drehen, Fräsen und Bohren. Jeder Themenbereich wird durch einen vorbereitenden theoretischen Unterricht, etwa in Werkstoffkunde oder Arbeitssicherheit, ergänzt. Projektarbeiten dienen der Vermittlung prüfungsrelevanter Kompetenzen wie Planen, Durchführen und Kontrollieren. Anhand von Simulationsprogrammen gilt es, zum Ende des ersten Ausbildungsjahres einen computerbasierten Pneumatikkurs in Theorie und Praxis zu absolvieren. Ab dem zweiten Ausbildungsjahr wird ferner in Wartung und Instandhaltung unterrichtet, später stehen weitere Grundlagen in Automatisierungstechnik auf dem Ausbildungsplan.

Wer heute bei Sembach lernt, übernimmt nach den Worten von Personalleiterin Andrea Doms recht bald eigenverantwortlich Aufgaben. „Unsere Azubis dürfen relativ früh im Tagesgeschäft mitarbeiten, werden intensiv betreut und sind so in der Lage, ihr Wissen schnell in die Praxis umzusetzen. Bei uns ist eigentlich der gesamte Betrieb die Ausbildungswerkstatt.“

Nach dem Stellenwert der Nachwuchsförderung gefragt, stellt Doms klar: „Junge Leute schon früh für unsere Branche zu begeistern und sie an das Unternehmen zu binden ist uns wichtig. Unser Ziel ist es, in erster Linie für uns selbst auszubilden. Denn auf dem freien Markt qualifizierte Facharbeiter mit Keramik-Background zu finden ist sehr schwer.“ Viele junge Leute würden die schulische Laufbahn inzwischen einer handwerklichen Ausbildung vorziehen, mit Abitur oder gar Studium liebäugeln und nach für sie geeigneten Stellen beispielsweise in der Verwaltung oder Dienstleistungsbranche Ausschau halten. Die technisch interessierten Bewerber seien oftmals in den ausbildungsrelevanten Fächern wie Mathematik und Physik nicht ausreichend qualifiziert. Zudem gebe es am Firmenstandort Lauf viele weitere attraktive Ausbildungsbetriebe, im Verhältnis hierzu sei die Anzahl potenzieller Bewerber jedoch überschaubar.

80 Prozent der Auszubildenden werden übernommen

Die Sembach GmbH & Co. KG beschäftigt im Schnitt rund 80 Prozent ihrer Azubis nach dem Ende ihrer Ausbildungszeit weiter, pro Jahr werden sechs neu eingestellt – eine Zahl, die es nach den Worten von Andrea Doms ermöglicht, gezielt auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen. Und sie ergänzt: „Hier bei uns ist man keine Nummer, sondern wird von Anfang an als Kollegin bzw. Kollege gesehen. Wir haben einen sehr familiären Umgang miteinander.“ Im September 2016 werden sechs neue Azubis bei Sembach Technical Ceramics ihre Ausbildung aufnehmen, vier Herren und zwei Damen.

Bewerber, die nach dem Auswahlverfahren zum Zuge kommen, dürfen sich laut Andrea Doms über attraktive Karrierechancen freuen: „Facharbeiter werden immer gesucht; aktuell sind ihre Perspektiven sehr gut. Wer will, kann im klassischen Sinn Karriere machen, sich weiterbilden und später einmal ein Team oder eine Abteilung führen oder aber sich zum Spezialisten für ein Fachgebiet weiterentwickeln, beispielsweise als Erodierer oder CNC-/SPS-Programmierer.“

50 Jahre Ausbildungswerkstatt
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Pressemitteilung: 50 Jahre Ausbildungswerkstatt

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